Preisträger

Deutscher Preis für Patientensicherheit 2017 – Preisverleihung

Die feierliche Verleihung des Deutschen Preises für Patientensicherheit 2017 fand am 04.05.2017 im Rahmen der APS-Jahrestagung am 04./05.05.2017 in Berlin statt.

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Bild: Prof. Wolfgang Böcker und PD Dr. Carl Neuerburg, Klinik für Allgemeine, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie am Klinikum der LMU München
Dr. Carola Hasan, Kinderpalliativzentrum der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln
Christine Faller und Dr. Hanna Seidling, Abteilung Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie Kooperationseinheit Klinische Pharmazie des Universitätsklinikums Heidelberg

Platz 1, dotiert mit 10.000 Euro

Qualitätssicherung in der Rezeptschreibung – eine Fünfjahres-Bilanz

Zusammenfassung:
In der Kommunikation eines Klinikums mit dem ambulanten Versorgungssektor werden Arzneimittelrezepte durch die Einführung des Entlassrezeptes in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Umso wichtiger ist daher eine hohe inhaltliche und formale Rezeptqualität, um Missverständnisse und Versorgungslücken zu vermeiden.

Derzeit werden am Universitätsklinikum Heidelberg ca. 250 000 Rezepte pro Jahr ausgestellt. Nicht zuletzt durch die Rückmeldung aus öffentlichen Apotheken wurde deutlich, wie fehlerbehaftet dieser Prozess war und welche Verunsicherung auf Seiten der Patienten durch missverständlich ausgestellte Rezepte entstand. Solche Rezepte führten auch in vielen Fällen zu zwingend notwendigen Rückfragen der Apotheken und damit vermeidbaren zeitlichen Zusatzbelastung auf allen Seiten.

Ziel war es, in einer flächendeckenden Qualitätsinitiative in den Hochschulambulanzen eines Großklinikums die formale Rezeptqualität nachhaltig so zu verbessern, dass Rezepte unmittelbar in den öffentlichen Apotheken beliefert werden können und damit zu einer hohen Versorgungsqualität beitragen.

Am Ende gelang es einem interdisziplinären Projektteam mit einem Netzwerk an Ansprechpartnern in den einzelnen Kliniken und unterstützt durch den Klinikumsvorstand, die Rückfragen aus den Apotheken von jedem 4. Rezept auf 4 % zu reduzieren. Begleitet durch kontinuierliche Schulungsangebote, über 250 Prozessberatungen Vor-Ort in den Kliniken und die Etablierung einer zentralen Hotline bei Rückfragen stieg auch die Nutzung der elektronischen Rezeptschreibung von 34,9 % auf über 80 % an. Die Ergebnisqualität wurde dabei durch Datenerhebungen in einer repräsentativen Zahl von Apotheken im Umkreis des Klinikums objektiviert, so dass der entscheidende Endpunkt im Alltag erhoben werden konnte.

Projektgruppe am Universitätsklinikum Heidelberg
Christine K. Faller1, Michael Metzner2, Markus Thalheimer3,
Michael Ober4, Torsten Hoppe-Tichy4, Günter Grüber5,
Anette Lampert1, Walter E. Haefeli1, Hanna M. Seidling1

1Abteilung Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie Kooperationseinheit Klinische Pharmazie, 2Abteilung Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie, Medizinische Informationstechnologie, 3Qualitätsmanagement/Medizincontrolling, 4Apotheke des Universitätsklinikums Heidelberg, 5Zentrum für Informations- und Medizintechnik

Platz 2, dotiert mit 6.000 Euro

PALLINI – ein palliativpflegerisches Hygienekonzept

Zusammenfassung:
Ein aktuelles und relevantes Thema im Bereich der Patientensicherheit sind Antibiotikaresistenzen und die Verbreitung von multiresistenten Erregern (MRE).

In der pädiatrischen Palliativpflege konkurriert das berechtigte Ziel der Infektionsprävention und Patientensicherheit mit anderen übergeordneten Behandlungszielen. Der primäre Auftrag ist es, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern oder zumindest, soweit möglich, zu erhalten. Hygienemaßnahmen, die bewusst den Patienten von anderen Menschen isolieren, können hier starke unerwünschte Nebeneffekte verursachen. Patienten, die in einem Einzelzimmer einer strengen Kontaktisolierung unterzogen werden, können weder an den pädagogisch-therapeutischen Gruppenangeboten noch am sozialen Leben auf der Station teilnehmen. Zudem fühlen sich die Patienten bzw. auch ihre Angehörigen in Einzelzimmerisolierung mitunter eingesperrt, stigmatisiert, ausgegrenzt und benachteiligt.

Daher wurde am Kinderpalliativzentrum der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln ein innovatives Hygienekonzept entwickelt – PALLINI. Es wurde an die Rahmenbedingungen der Kinderpalliativstation angepasst, so dass ein rational begründeter, aus Anwendersicht vernünftiger und praktikabler Kompromiss in Abwägung aller wichtigen Behandlungsziele entstanden ist.

In der ausgezeichneten wissenschaftlichen Arbeit wurde dieses neu entwickelte Konzept (PALLINI) detailliert beschrieben und evaluiert. Die Ergebnisse sind von herausragender Bedeutung für die praktischklinische Versorgung im Bereich der (pädiatrischen) Palliativversorgung. Trotz des bewussten Verzichts auf Einzelzimmerisolierung von Patienten, die mit MRE besiedelt sind, kam es nicht zu einem vermehrten Auftreten von nosokomialen Infektionen. Mithilfe von „PALLINI“ haben die Patienten der Kinderpalliativstation die Möglichkeit, trotz MRE-Nachweis am Stationsleben und an den therapeutischpädagogischen Angeboten der Station teilzunehmen. Der bewusste Verzicht auf Zimmerisolierung zugunsten einer Barrierepflege verbessert die medizinisch-pflegerische Versorgung.

Hauptautorin: Dr. rer. medic Pia Schmidt (MScN) et al.
Kinderpalliativzentrum der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln

 

Platz 3, dotiert mit 3.500 Euro

Koordiniertes Osteoporosemanagement von unfallchirurgischen Patienten mittels Fracture Liaison Service (FLS)

Zusammenfassung:

Viele Patienten erleiden Knochenbrüche (Frakturen) aufgrund von Stolperstürzen. Häufig wird die zugrundeliegende Osteoporose auch im Rahmen der operativen Frakturversorgung im Krankenhaus erkannt, die Umsetzung einer spezifischen Osteoporose-Therapie im Verlauf jedoch selten umgesetzt. Dabei haben diese Patienten, ein hohes Risiko, Osteoporose assoziierte Folgefrakturen zu erleiden. Eine Ursache des Behandlungsdefizits der Osteoporose liegt an den Schnittstellen zwischen Klinik, niedergelassenem Arzt und einem Spezialisten für die Osteoporose-Therapie. Durch die Etablierung sogenannter Fracture Liaison Services (FLS), wird eine individuelle Behandlung der Osteoporose über den stationären Aufenthalt hinaus durch eine geschulte Pflegekraft (FLS-Koordinatorin) gesichert. Dies stellt eine neuartige, effektive Möglichkeit dar, um die Versorgungslücke der Osteoporose zu schließen und Folgefrakturen zu reduzieren.

Die Klinik für Allgemeine, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie an der LMU München ist die erste Klinik in Deutschland, welche den neuen Weg der Frakturprävention in dieser Form gegründet hat und durch die International Osteoporosis Foundation als FLS zertifiziert wurde.

Hauptautor: Priv.-Doz. Dr. med. Carl Neuerburg et al.
Klinik für Allgemeine, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie
Klinikum der LMU München