Zum Thema Robotik und Patientensicherheit fand am Mittwoch, dem 14. Mai 2025 fand das 5. SafetyPin-Forum des APS statt.
Einblicke aus Forschung und Praxis sowie den Beitrag assistierender OP-Roboter auf die Patientensicherheit lieferten Dr.-Ing. Dennis Kundrat (Individualisierte Therapie an der Fraunhofer-Einrichtung für Individualisierte und Zellbasierte Medizintechnik IMTE), Prof. Dr. Jan Gödeke (Dr. von Haunerschen Kinderspital, LMU Klinikum) und Dr. Frank Mau (Universitätsklinikum Mannheim).
Die zentralen Inhalte der Veranstaltungen haben wir in diesem Beitrag für Sie zusammengefasst.
Trends in der Medizinrobotik – Ein Blick aus der Forschung
Referent: Dr.-Ing. Dennis Kundrat, Abteilungsleitung Individualisierte Therapie an der Fraunhofer-Einrichtung für Individualisierte und Zellbasierte Medizintechnik IMTE
In seinem 15-minütigen Impulsvortrag lieferte Dr. Kundrat einen anschaulichen Einblick zu Stand und Trends in der Medizinrobotik und berichtete von seiner Arbeit am IMTE in Lübeck.
Zwar würden ethische Fragestellungen bei der (Weiter-)Entwicklungen in der Medizinrobotik immer mitgedacht und in Trainings zum Umgang mit der Technik einfließen, doch stecke das Thema Patientensicherheit in diesem Zusammenhang noch „in den Kinderschuhen“, so Kundrat.
Aspekte wie das Sicherheitsempfinden von Patientinnen und Patienten, die Kommunikation bei der Verwendung von assistierenden OP-Robotern während des Eingriffs, die Beachtung von Sicherheitsbedenken, aber auch die Entwicklung konkreter Sicherheitsmaßnahmen (vor allem bezogen auf den Datenschutz) fließen bereits in die Forschung mit ein.
Das Thema Patientensicherheit sei in diesem Zusammenhang aber noch viel weiter zu denken – beispielsweise bei
- der Entwicklung und Realisierung von robuster Sensorik,
- Echtzeit-Feedback-Systemen und der Fehlerdetektion,
- der Entwicklung ausfallsicherer und modularer Konstruktionen,
- dem Einsatz biokompatibler Materialien für sichere Mensch-Maschinen-Schnittstellen.
Auch wenn in der Forschung aktuell sehr viel passiere, sei die Entwicklung und der Einsatz von autonomen Systemen in der Chirurgie noch weit weg von der realen Umsetzung. Das gelte ebenso für den Einsatz von KI, so Kundrat.
Einsatz von Robotern in der Kinderchirurgie – Ein Erfahrungsbericht
Referent: Prof. Dr. Jan Gödeke, Geschäftsführender Oberarzt und stellv. Klinikdirektor am Dr. von Haunerschen Kinderspital, LMU Klinikum
Prof. Dr. Gödeke berichtete über die Erfahrungen in der roboterassistierten Kinderchirurgie am Dr. von Haunerschen Kinderspital in München.
Grundsätzlich stellten (Klein-)Kinder beim Einsatz von Assistenz-Robotern eine besondere Herausforderung dar. Bei dieser Patientengruppe herrsche eine starke Individualität (Größe, Gewicht, Alter der Patienten), die den technischen Standards von Assistenz-Robotern entgegenstehe. In der Praxis bedeute deren Einsatz verlängerte OP-Zeiten, höhere Kosten und generell eine geringere Fallzahl, da die roboterassistierte Kinderchirurgie i.d.R. ein Mindestalter und Mindestgewicht der Kinder voraussetze.
Zum jetzigen Zeitpunkt dämpfte Gödeke entsprechend die Erwartungen an die Fähigkeiten der roboterassistierten Kinderchirurgie. Es gebe bereits einzelne wissenschaftliche Arbeiten, die zeigten, dass roboterassistierte Kinderchirurgie für zahlreiche unterschiedliche Diagnosen und auch für komplexe Eingriffe grundsätzlich durchführbar und auch sicher sei. Mit zunehmender Erfahrung und Routine könne sie zukünftig auch eine wertvolle Alternative zu offenen und konventionellen minimalinvasiven Operationsmethoden darstellen, so Gödeke. Dafür brauche es weitere Studien.
Was die Zukunft betreffe, äußerte sich Gödeke aber zuversichtlich und stellte die These auf, dass die roboterassistierte Kinderchirurgie nur eine „Übergangsphase“ hin zur autonomen Kinderchirurgie sei.
Risikofaktoren bei roboterassistierter Chirurgie
Referent: Dr. Frank Mau, Qualitätsmanagement am Universitätsklinikum Mannheim
Dr. Mau fasste in seinem Vortrag die wichtigsten Risikofaktoren für die Patientensicherheit beim Einsatz Assistenz-Robotern zusammen:
- unzureichende chirurgische Erfahrungen von Ärztinnen und Ärzten im Umgang mit Assistenz-Robotern
- Hygienerisiken bei der Aufbereitung der technischen Geräte
- Fehlende haptische Rückmeldung der Systeme an die/den Anwender:in
- Systemausfälle und technische Störungen während der Operation sowie der Umgang mit solchen Fällen durch das medizinische Personal
- Beschädigungen des Geräts und das Verbleiben von Teilen im Körper von Patientinnen und Patienten
- Geringe Fallzahlen (bisher keine belastbaren Aussagen über Vor- und Nachteile von Roboter-Verfahren gegenüber Standardtechniken möglich)
- Verlängerte OP- und Anästhesiezeiten mit Auswirkungen auf die OP- und Auslastungsplanung und damit versorgungsethische Relevanz
- wirtschaftliche Kosten: Einsatz von OP-Robotern ist teurer als Standardverfahren
- Komplikationsraten bei spezifischen Eingriffen (Forschung dazu unzureichend)
- Teamplanung (Ausfall von im Umgang mit Assistenz-Robotern geschulten Personals durch Urlaub, Krankheit o.Ä.)
Was das Sicherheitsgefühl von Patientinnen und Patienten betreffe, so zeige die Praxis, dass diese sich nicht unsicherer fühlten, wenn für den chirurgischen Eingriff ein assistierender OP-Roboter angekündigt werde, so Mau.
Die anschließende Diskussion drehte sich vor allem um Fragen der Schulung und Ausbildung des medizinischen Personals im Umgang mit OP-Robotern.
Wir danken allen Referenten und Teilnehmenden für die spannende Veranstaltung sowie unserem Vorstandsmitglied Philipp Rodenberg für die Organisation und für die Moderation.
Nächster Termin
Das nächste SafetyPin-Forum findet anlässlich des Welttages für Patientensicherheit am Mittwoch, dem 6. August 2025 von 15:00 bis 16:30 Uhr statt.
Weitere Informationen folgen in Kürze.