Berlin, 30. Oktober 2025 – Die aktuelle Jahresstatistik des Medizinischen Dienstes Bund zur Behandlungsfehlerbegutachtung 2024 wurde heute veröffentlicht. Auch wenn die Zahlen seit Jahren weitgehend stabil bleiben: Nur rund drei Prozent der vermeidbaren Schäden werden bislang systematisch nachverfolgt. Um diese Zahl in den kommenden Jahren deutlich zu erhöhen und Patientensicherheit dauerhaft zu stärken, fordert das Aktionsbündnis Patientensicherheit e. V. (APS) die Entwicklung eines Nationalen Aktionsplans Patientensicherheit.
In über 12.300 Fällen wurde im vergangenen Jahr ein Verdacht auf einen Behandlungsfehler geprüft. In rund jedem fünften Fall bestätigte sich der Verdacht, in jedem vierten Fall war der Fehler ursächlich für den erlittenen Schaden.
Diese Zahlen sind seit Jahren nahezu unverändert, und genau das ist das Problem. Trotz vieler Initiativen fehlen nach wie vor systematische Strukturen zur Fehlervermeidung.
„Jeder vermeidbare Fehler bedeutet Leid für Patientinnen und Patienten und verursacht im-mense Kosten für das Gesundheitssystem. Dass wir seit zwei Jahrzehnten über Sicherheits-kultur sprechen, aber noch immer keine verbindliche nationale Strategie haben, zeigt: Hier liegt enormes Potenzial für die Politik. Wer jetzt handelt, kann Patientensicherheit als echten Fortschritt und Gewinn für das gesamte Gesundheitssystem gestalten“, betont Dr. Ruth Hecker, Vorsitzende des Aktionsbündnis Patientensicherheit e. V. (APS).
Nationaler Aktionsplan Patientensicherheit gefordert
Das APS fordert die Erarbeitung und Umsetzung eines Nationalen Aktionsplans Patientensi-cherheit, um Patientensicherheit dauerhaft als gesundheitspolitisches Ziel zu verankern.
Patientensicherheit müsse als Querschnittsaufgabe verstanden werden, nach dem Prinzip „Patient Safety in all Health Policies“. Fehler seien selten das Versagen Einzelner, sondern das Ergebnis komplexer Systemschwächen, unzureichender Kommunikation oder fehlender Sicherheitsbarrieren. „Wir brauchen endlich eine Kultur in der nachweislich aus Fehlern gelernt wird, statt Einzelne zu verurteilen. Denn der menschliche Faktor wird immer bleiben. Patientensicherheit darf kein Randthema mehr sein. Sie ist die Grundlage für Vertrauen, Qua-lität und Nachhaltigkeit in der Versorgung“, so Hecker weiter.
Krankenhausreform und Digitalisierung als Hebel nutzen
Die bevorstehende Krankenhausreform bietet nach Ansicht des APS eine historische Chan-ce, Patientensicherheit systematisch zu verankern. Dazu gehören:
• Gezielte Investitionen in Digitalisierung und Künstliche Intelligenz, um den menschli-chen Faktor, der Fehler verursacht, zu minimieren und Risiken frühzeitig zu erkennen.
• Förderung von Rückmeldungssystemen wie PREMS (Patient-Reported Experience Measures) und Sicherheitskulturbefragungen, um Rückmeldungen aus Versorgung und Personal strukturiert einzubeziehen.
• Finanzielle Anreize für Sicherheitsmaßnahmen, damit Einrichtungen, die aktiv in Sicherheitsmanagement investieren, davon auch profitieren.
Nur wenn Reformen Patientensicherheit als Qualitätsziel begreifen, können sie nachhaltig wirken, ökonomisch und zum Nutzen von Patient:innen und Mitarbeitenden.
Mehr Wissen, warum Fehler passieren
Bislang werden nur rund drei Prozent der vermeidbaren Schäden systematisch nachverfolgt. Das APS fordert daher eine bessere Datenbasis und vernetzte Analysen, die medizinische, organisatorische und digitale Faktoren zusammenführen. Ein modernes Patientensicherheitsmanagement braucht Datenintelligenz, interdisziplinäre Forschung und eine offene Fehlerkultur. Deutschland muss entschlossener, mit einer klaren Strategie, gemeinsamer Verantwortung und dem Willen, aus Fehlern zu lernen, handeln.
Über das Aktionsbündnis Patientensicherheit e. V. (APS):
Vertreter:innen der Gesundheitsberufe, ihrer Verbände, der Patientenorganisationen sowie aus Indust-rie und Wirtschaft haben sich im Aktionsbündnis Patientensicherheit e. V. (APS) zusammengeschlossen, um eine gemeinsame Plattform zur Verbesserung der Patientensicherheit in Deutschland aufzubauen. Zusammen entscheiden und tragen sie die Projekte und Initiativen des Vereins. Das APS wurde im April 2005 als gemeinnütziger Verein gegründet. Es setzt sich für eine sichere Gesundheitsversorgung ein und widmet sich der Erforschung, Entwicklung und Verbreitung dazu geeigneter Methoden. Patienteninformationen und Handlungsempfehlungen entstehen beim Aktionsbündnis Patientensicherheit durch Erarbeitung in ehrenamtlich tätigen Arbeitsgruppen zu unterschiedlichen Patientensicherheitsthemen, aus der Praxis für die Praxis, und bilden das Herzstück der Arbeit. Informationen finden Sie unter www.aps-ev.de.
Kontakt beim Aktionsbündnis Patientensicherheit:
Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V.
Artur Krutsch
Alte Jakobstraße 81
10179 Berlin
Tel. +49 (0)30 36 42 81 6-10
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