Aktuelle Ausschreibung verlängert bis 31.05.2023!
Um die Entwicklung und Anwendung sicherer medizinischer Geräte, Systeme und Prozesse zu fördern, schreiben die DGBMT und das APS – Aktionsbündnis für Patientensicherheit diesen Preis jährlich aus. Der Preis ist insgesamt dotiert mit € 6.500,- (Der Gewinner erhält € 5.000, der Zweitplatzierte € 1.000 und der Drittplatzierte € 500).
Die Deutsche Gesellschaft für Biomedizinische Technik im VDE (VDE|DGBMT) und das Aktionsbündnis Patientensicherheit vergeben auch in diesem Jahr wieder den Preis für Patientensicherheit in der Medizintechnik. Der mit insgesamt 6.500 Euro dotierte Preis richtet sich an den wissenschaftlich-technischen Nachwuchs in Forschungseinrichtungen, Kliniken und in der Industrie. Die VDE|DGBMT und das Aktionsbündnis prämieren die besten Arbeiten zu Technologien, Systemen und/oder Prozessen beziehungsweise deren Gestaltung, die eine erhebliche Verbesserung der Patientensicherheit in einem überschaubaren Zeitraum erwarten lassen. Der Preis soll die Entwicklung sicherer medizinischer Geräte, Systeme und Prozesse und deren Gebrauchstauglichkeit fördern. Denn Defizite in der Gebrauchstauglichkeit erhöhen die Wahrscheinlichkeit von Anwendungsfehlern beim medizinischen Personal und gefährden den Patienten. Preisstifter ist Dr. med. Hans Haindl, der als öffentlich bestellter Sachverständiger für Medizinprodukte auf über 20 Jahre Schadensbegutachtung an Medizinprodukten zurückblicken kann.
Verantwortlich aus dem Vorstand des Aktionsbündnis Patientensicherheit:
Philipp Rodenberg
Platz 1
M. Sc. Georg Böttcher-Rebmann
In-vivo-Insertionskraftmessungen zur Vermeidung intracochleären Traumas bei der operativen Versorgung mit Cochlea-Implantaten
Den ersten Platz belegt dieses Jahr Georg Böttcher-Rebmann aus der Klinik und Poliklinik für Hals- Nasen, Ohrenheilkunde der Medizinischen Hochschule Hannover für seine Forschungsarbeit „In-vivo-Insertionskraftmessungen zur Vermeidung intracochleären Traumas bei der operativen Versorgung mit Cochlea-Implantaten“. Die prämierte Forschungsarbeit zeichnet ein Verfahren aus, mit dem Elektroden von Cochlea-Implantaten schonender platziert werden können, um noch vorhandenes Restgehör von Patientinnen und Patienten zu schützen. Das Verfahren wurde umfangreich sowohl theoretisch entwickelt als auch in der Praxis validiert.
Das oberste hippokratische Prinzip der Medizin lautet „primum nil nocere“, zuallererst nicht schaden. Doch jede medizinische Maßnahme beinhaltet Risiken wie auch das Einbringen von Cochlear-Implantaten (CI). Durch diese Implantate können vollständig taube Menschen hören, aber auch Menschen mit eingeschränktem Restgehör wieder ein gutes Hörvermögen erhalten. Dies ermöglicht vielen Menschen Teilhabe und erhöht ihre Lebensqualität deutlich. Bei Menschen mit Restgehör ist das Einbringen der Elektroden eines solchen Implantats aber mit Risiken verbunden. Im schlimmsten Fall kommt es bei der Positionierung der Elektroden zum Verlust des Restgehörs.
Das von Georg Böttcher-Rebmann und Kolleg:innen entwickelte und erfolgreich in-vivo validierte Verfahren ermöglicht ohne gravierende Änderungen im operativen Ablauf das Vornehmen von Insertionsmessungen, um intraoperativ eine Schädigung des Innenohrs bei Einlage des Implantats zu vermeiden. So werden die Chancen dieses Verfahrens für Patientinnen und Patienten nutzbar, aber gleichzeitig die Risiken dieser Eingriffe minimiert.
Platz 2 und 3 gehen nach Karlsruhe und Wetzlar
Den zweiten Preis für Patientensicherheit in der Medizintechnik erhält Giorgio Luongo vom Karlsruhe Institute of Techlonogy für seinen Beitrag „Machine learning enables noninvasive prediction of atrial fibrillation driver location and acute pulmonary vein ablation success using the 12-lead ECG“. Hierbei handelt es sich um eine Computersimulation, die bei Vorhofflimmern durch Analyse des 12-Kanal-EKGs eine genaue Lokalisation erkrankter Bereiche im Herzvorhof ermöglicht und so das Verfahren zielgenauer machen, die Erfolgsrate erhöhen und die Eingriffsdauer verkürzen kann.
Den dritten Preis erhält Sören Wedow von der IT Concepts GmbH für seine Arbeit „Sauerstoffmangel während der Narkoseeinleitung. Verbesserung der Patientensicherheit durch eine innovative Intubationshilfe“. Die entwickelte Intubationshilfe kann das Einbringen eines Beatmungsschlauchs (Tubus) gerade in Notfallsituationen erleichtern und ermöglicht Unterstützung über die telemedizinische Echtzeitdatenübertragung des Videobefunds.
1. Platz
Martin Oelschlägel
Verfahren senkt Risiken von Defiziten nach neurochirurgischem Eingriff
Martin Oelschlägel, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe Klinisches Sensoring und Monitoring an der TU Dresden, erhält für seine Arbeit „Intraoperative Optische Bildgebung zur Lokalisation und Schonung funktioneller Hirnareale während neurochirurgischer Operationen“ den mit 5000 Euro dotierten Preis Patientensicherheit in der Medizintechnik 2020. Der Preis wird jedes Jahr von der Deutschen Gesellschaft für Biomedizinische Technik im VDE (VDE DGBMT) und dem Aktionsbündnis Patientensicherheit für herausragende Arbeiten im Bereich Patientensicherheit vergeben. Patienten, die sich einer Operation am Gehirn unterziehen mussten, drohte bislang als mögliche Komplikationen zum Beispiel der Verlust der Sprache oder die Beeinträchtigung des Sehvermögens. Sie können jetzt dank Martin Oelschlägel Hoffnung schöpfen. Er hat wesentliche Beiträge zur Entwicklung eines optischen, kontaktlosen und nichtinvasiven Verfahrens geleistet, das es erlaubt, die Hirnregionen, die an der Verarbeitung von Gefühl, visueller Information, motorischen Prozessen oder der Sprachproduktion beteiligt sind, während neurochirurgischer Operationen in ihrer flächigen Ausdehnung darzustellen und somit gezielt zu schonen. Am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden findet dieses Verfahren bereits in klinischer Routine Anwendung und trägt zu einer optimalen Behandlung verschiedener Erkrankungen bei, die einen neurochirurgischen Eingriff notwendig machen.
Platz 2 und 3
Platz 2 und damit 1000 Euro gehen an Eike Petersen von der Universität Lübeck für seine Arbeit „Überwachung des Atemantriebs intensiv beatmeter Patienten mittels des respiratorischen Oberflächen-Elektromyogramms. Platz 3 und 500 Euro erhält Dr. Daniel Rüschen von der RWTH Aachen für seine Arbeit „Robust Physiological Control of Left Ventricular Assist Devices”.
1. Platz
Dipl.-Ing. Karin Somerlik-Fuchs
Intraoperatives Neuromonitoring des autonomen Nervensystems im kleinen Becken
Dipl.-Ing. Karin Somerlik-Fuchs erhält den ersten Preis gemeinsam mit Prof. Dr. med. Werner Kneist von der Universitätsmedizin Mainz und Prof. Dr.-Ing. Klaus-Peter Hoffmann vom Fraunhofer IBMT, St. Ingbert für ihre Arbeit „Intraoperatives Neuromonitoring des autonomen Nervensystems im kleinen Becken“. Das Neuromonitoring ermöglicht es, wichtige Nerven während einer Operation zu schützen.
Für einige operative Eingriffe und Körperregionen ist das Neuromonitoring mittlerweile etablierter und evidenzbasierter Standard. Denn Operationen im Bereich von Nervenbahnen bergen grundsätzlich das Risiko von Nervenschädigungen, oft verbunden mit starker Beeinträchtigung der Lebensqualität von Patienten und hohen Folgekosten für das Gesundheitssystem. Aus Sicht des Patienten ist die Vermeidung von Nervenschädigungen ein wichtiges Handlungsfeld.
Die vorliegende Arbeit beschreibt die langjährige Etablierung eines intraoperativen Neuromonitoringsystems, ausgehend von Grundlagenuntersuchungen bis hin zur Planung einer multizentrischen Studie zur Überprüfung des klinischen Effektes. Durch die Arbeit von Somerlik-Fuchs wird es möglich, während einer Operation im kleinen Becken, wichtige Nerven, die beispielsweise für eine ordnungsgemäße Blasenentleerung, die Enddarm- oder auch Sexualfunktion zuständig sind, eindeutig zu identifizieren und vor einer unbeabsichtigten Schädigung zu schützen. Erste Studien zeigen Erfolge, welche die Reduktionen solcher patientenrelevanter Komplikationen belegen. Die Reduktion vermeidbarer unerwünschter Wirkungen durch Verwendung des von Somerlik-Fuchs und Kollegen entwickelten Systems stellt somit einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung der Sicherheit von Patienten dar, die sich einem operativen Eingriff im kleinen Becken unterziehen müssen.
2. Platz
Den zweiten Preis erhält Lorenz Müller für seinen Beitrag „Patientensicherheit durch partizipative Beschaffungsprozesse in Gesundheitseinrichtungen“.
1. Platz
Dr. Marie-Luise Metasch
Qualitätssicherung in der Mittelohrchirurgie: Experimentelle und intraoperative Messungen der Signalübertragung der Ossikelkette bei elektromagnetischer Anregung zur Entwicklung und Evaluation eines Monitoringsystems für Tympanoplastik
Der Bewerbung um den „Preis für Patientensicherheit“ lag die Dissertation zu Grunde zum Thema: „Qualitätssicherung in der Mittelohrchirurgie: Experimentelle und intraoperative Messungen der Signalübertragung der Ossikelkette bei elektromagnetischer Anregung zur Entwicklung und Evaluation eines Monitoringsystems für Tympanoplastik“. Das Ergebnis der Tympanoplastik hängt von verschiedenen Parametern wie der Prothesenpositionierung, der Vorspannung, dem Prothesendesign und der Erfahrung des Operateurs ab. Bislang konnte die erste Kontrolle der Mittelohrübertragungsfunktion intraoperativ nur durch visuelle und haptische Kontrolle des Operateurs und postoperativ erst nach mehreren Wochen mittels Audiogramm erfolgen. Dabei schwanken die erzielten Hörergebnisse interindividuell stark. Die objektive Darstellung der Mittelohrübertragungsfunktion mit dem bisherigen Goldstandard der akustischen Anregung ist während der Operation bei defektem Trommelfell (während der Tympanoplastik) nicht möglich, so dass ein Messsystem (das Real-Time Monitoring) mit einer alternativen Anregungsform – der elektromagnetischen Anregung – im Mittelohrlabor des Uniklinikums Dresden (Ear Research Center Dresden/ERCD) entwickelt wurde.
Die permanente elektromagnetische Anregung des rekonstruierten Schallleitungsapparats über einen Magneten auf dem Trommelfell ermöglicht eine simultane und direkte Einstellung der Rekonstruktionsparameter (Vorspannung, Positionierung der Prothese) für ein optimales Übertragungsverhalten. Durch einen Messlaser werden die erzeugten Schwingungen gemessen und können simultan sowohl über eine graphische Darstellung als auch über ein Tonsignal mittels Kopfhörern für den Operateur dargestellt werden. Vereinfacht könnte man davon sprechen, dass der Arzt schon intraoperativ hört, wie der Patient postoperativ hören wird.
Die Dissertation gliederte sich in 2 Teile. Im experimentellen Teil wurde die elektromagnetische Anregung mit dem bisherigen Goldstandard der Schallanregung im Felsenbeinpräparat verglichen, um die Effektivität, Reliabilität und Validierung des Systems für die intakte und rekonstruierte Ossikelkette zu belegen. Der klinische Teil der vorliegenden Arbeit beschäftigte sich mit der intraoperativen Umsetzbarkeit des Monitoringsystems am Patienten.
In den Ergebnissen zeigte sich, dass die elektromagnetische Anregung geeignet für die Messung der Mittelohrübertragungsfunktion ist und sich mit den Messdaten der akustischen Schwingungsanregung vergleichen lässt. Des Weiteren stellt das Real-Time Monitoring das erste Messsystem bei Tympanoplastik dar, welches ohne großen Aufwand intraoperativ einsetzbar ist und eine Rückmeldung über das Rekonstruktionsergebnis zeitgleich zur Manipulation an der Prothesenposition ermöglicht.
Zwei 2. Plätze:
Dr.-Ing. Acel Loewe
Neue elektrokardiographische Kriterien zur Echtzeit-Beurteilung der Blockade von anterioren Mitrallinien – V1-Jump und V1-Delay
und
Leonard Pawelzik
Entwicklung eines hydroakustischen Messverfahrens zur Prävention von Paravasaten